Vorsicht vor dem Frühjahrstrainingscamp

Es ist Anfang März und ambitionierte Triathleten richten ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Frühjahrstraining. Altersklassenathelten und Profis entfliehen dem Winter, um in der Wärme zu trainieren.

 

Bereits kurz nach Weihnachten nahmen bereits drei meiner „eigenen“ Profi-Athleten im Rahmen von Sponsor- oder Teamaufgaben an organisierten Trainingscamps teil. Grundsätzlich finde ich eine frühzeitige Vorbereitung auf die neue Saison gut und richtig, jedoch haben viele Winter- und Frühjahrscamps eins gemeinsam: In Vorbereitung auf die Sommersaison und -rennen können viele bereits in ein Übertraining geraten!!

Oft belächelt

Lange Zeit wurden meine Profis von den Altersklassen-Campteilnehmern belächelt, da sie nicht als die harten Arbeiter angesehen wurden, die sie erwartet hatten. In der Tat, einige sind überrascht und schlussfolgern aus den Trainingsbeobachtungen, dass meine Jungs überhaupt nicht so hart sind und vielleicht kein so gutes Jahr haben werden. Das klingt wie Musik in meinen Ohren, denn das, was in einigen Camps an Umfängen und Intensitäten trainiert wird, ist schlichtweg verrückt.

Alles gegeben?

Altersklassenathleten zahlen viel Geld, um weit weg von zu Hause in einer wunderschönen Umgebung bei warmen Wetter und hervorragenden Rahmenbedingungen zu trainieren, und all das ohne Ablenkung. Man muss sich um nichts kümmern, nur essen, schlafen und trainieren, zum Teil auch Seite an Seite mit einigen der besten Athleten der Welt. Ein wahres Trainingsparadies also. Abgesehen davon, dass fast alle Athleten daran glauben, dass sie so hart schwimmen müssen, dass sie beim Abendessen kaum noch ihre Messer und Gabel halten können. Oder so viel Rad fahren müssen, dass ihre Nackenmuskulatur Mühe hat, ihre Köpfe nicht in den Spaghettiteller fallen zu lassen. Oder wenn beim Gang zum Frühstück sich bei jedem Schritt die Beine nicht müde und übersäuert anfühlen, auch dann wurde nicht alles gegeben.

Camp-Philosophie

Ich möchte gerne all denen, die in den nächsten Wochen ein Trainingscamp gebucht haben oder in Eigenregie trainieren, einen Rat zu geben: Trainiert so, dass Ihr in besserer Form heimreist als Ihr angereist seid! Das Trainingscamp ist NICHT der erste Saisonhöhepunkt, bei dem Ihr Euch mit den anderen wettstreiten müsst.

Wer normalerweise dreimal pro Woche schwimmst und im Camp jetzt bis zu zehnmal schwimmen geht, wird sein Schwimmen nicht verbessern, sondern sicher LANGSAMER werden und womöglich sogar eine Schulterverletzung riskieren.

Wer sich aufgrund des schmuddeligen Winterwetters mit 100-150 km Rad fahren (pro Woche) fit gehalten hat und jetzt im Camp 400-500 km oder mehr (pro Woche) auf dem Rad sitzt, wird auch LANGSAMER werden.Und das gleich gilt auch fürs Laufen. Das Risiko, sich eine lauf- oder radspezifische (Knie-) Verletzung einzufangen, ist gerade in einem frühen Trainingscamp sehr groß.

Jedes Jahr beobachte ich, dass viele Sportler nicht nur langsamer, sondern auch krank und verletzt die Heimreise antreten und einige Wochen benötigen, um wieder in die Spur zu kommen.

Es ist eine großartige Sache, im Winter oder Frühjahr ein 7-tägige oder 10-tägige Trainingslager einlegen zu können. Das ist es wirklich. Nutze sie jedoch dazu, um Dich vom Stress von Arbeit und Familie zu erholen. Zusätzlicher Trainingsstress wird Deine Form nicht verbessern, sondern verschlechtern. Genieße stattdessen das Training in der Sonne, und trainiere mit Bedacht. Nur diejenigen, die diese Einstellung annehmen, werden durch das frühe Warmwettertrainingslager physisch und psychisch daheim den nächsten Leistungsschub vollziehen, anstatt krank und verletzt den anderen zuschauen zu müssen.

Und das ist doch der eigentliche Grund, warum Du überhaupt in ein Camp fährst, oder?

Text: Brett Sutton
Foto: Fotolia (Aufmacher) und trisutto.com