#aufdersuchenachdemflow – Teil 3

Gelassenheit beim SportWie fokussiert man sich richtig, um die innere Mitte zu finden? Und welche Rolle spielt das Thema Gelassenheit auf der Suche nach dem absoluten Flow und auf der Suche nach dem perfekten Rennen? Auf diese Fragen geht Florian Teichmann in seinem Blog ein.

 

Florian Teichmann ist 24 Jahre alt und studiert in Tübingen Philosophie. Unter dem Hashtag #aufdersuchenachdemflow bloggt er über die Themen Philosophie – Triathlon – und seinen Weg zur IM70.3-Weltmeisterschaft nach Chattanooga.

Die Suche nach dem Flow gelingt nur dem, der sich voll und ganz auf die kommenden Aufgaben konzentrieren kann. Dazu gilt es, seine Gedanken ausschließlich auf eine Aufgabe zu fokussieren und dabei alle anderen Faktoren auszublenden. Im Flow selbst gibt es dann nur dich und die Aufgabe, alles andere ist vollkommen nebensächlich.

Fokussierung

Wie funktioniert das mit der Fokussierung? Zuerst ist es wichtig, in Ruhe zu sich zu finden. Mihály Csíkszentmihályi hat sich in seiner Forschungsarbeit lange Zeit mit Meditation beschäftigt. Es gibt verschiedenste Techniken und Übungen und man kann Jahre damit verbringen, seinen Geist in den richtigen Zustand zu versetzen, um seine innere Mitte zu finden. Aber ganz am Anfang reicht es aus, einfach für fünf Minuten einen ruhigen Ort aufzusuchen, es sich bequem zu machen und die Augen zu schließen.

Mentales Training

Vor jedem Wettkampf suche ich mir für gewöhnlich irgendwo eine ruhige Ecke, einen Platz, an dem ich für ein paar Minuten meine Ruhe habe. Dann schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie das Rennen gleich ablaufen wird: die Anspannung kurz vor dem Startschuss, wenn alle Athleten dicht nebeneinander gedrängt auf den Sprung ins Wasser warten. Das Gefühl des Körpers, wie er durch das Wasser gleitet und die genaue Bewegung der Arme bei jedem Kraulzug. Den Ablauf des ersten Wechsels, wie ich den Neoprenanzug öffne, den Radhelm aufsetze und mit dem Rad loslaufe. Danach gehe ich die Lage und Art der Radstrecke durch, die Kurven, Anstiege und Abfahrten. Gefahrenstellen und taktisch wichtige Abschnitte. Anschließend der zweite Wechsel, das Abstellen des Rennrads und der geübte Griff zu den Laufschuhen. Zuletzt, die Laufstrecke, die Anzahl der Runden, Abschnitte, Verpflegungsstellen und der Zieleinlauf. Vor wichtigen Rennen gehe ich diese Bilder schon Wochen vor dem Start in meinen Gedanken durch.

Gelassenheit

Auf dem Weg zu einem perfekten Rennen kann sicherlich einiges schiefgehen, und noch dazu hat wahrscheinlich nicht jeder vor dem Start die Ruhe, um sich fünf Minuten ins Gras zu setzen. Deshalb bedarf es, um diese vollkommene, mentale Einheit mit der zu bewältigenden Aufgabe zu erreichen, nicht nur den „absoluten Willen“, der in so mancher Literatur erwähnt wird, sondern vor allem ein gewisses Maß an Gelassenheit. Denn oftmals läuft im Leben nicht alles nach Plan. Ob im Sport, mit der Familie oder im Beruf. Es ist eine große Kunst, sich davon nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Und genau deshalb ist Gelassenheit eine wichtige Tugend auf der Suche nach dem Flow. Wer gut abwägt, fokussiert und seine Gedanken kontrolliert, kann im richtigen Moment gelassen bleiben. „Sinnfrustrationstoleranz“, ein Wort, das mir auf dem Weg zu mehr Gelassenheit häufig geholfen hat. Daran denke ich zum Beispiel bei einem Defekt auf dem Rennrad gleich zu Beginn eines Triathlons oder wenn es einfach einmal nicht so läuft wie geplant und man nicht weiß, wieso oder warum. Dann heißt es ruhig und gelassen bleiben, denn es gibt noch deutlich Schlimmeres im Leben, als einen vergeigten Sonntag.

Text: Florian Teichmann
Foto: fotolia/Boyarkina Marina