Mein Kommentar zur Selbstvermarktung!

Außenstehende umschreiben Triathleten häufig als körperbewusste und sportbegeisterte Menschen mit teilweise narzisstischen Zügen, extrovertiert, State of the Art in Sachen Equipment, kritisch und in den sozialen Netzwerken sehr mitteilungsbedürftig sowie diskussionsfreudig.

Gerade die vielen Altersklassenathleten, die im Frühjahr die Trainingsregionen in Spanien und Italien zu Tausenden bevölkern, pflegen den besonderen Triathlon-Lifestyle von früh bis spät. Auch wenn sie mit ihrem Hobby kein Geld verdienen, überzeugen bei etlichen Triathleten die persönlichen Internetauftritte durch eine hohe Professionalität, was Informationen und Aktualität angeht. Ganz im Gegensatz zu manch erfolgreichem Berufssportler oder Veranstalter!

Was ist los mit Euch da draußen?
Auch wenn heute sehr viele Profis – teilweise täglich – Informationen über Facebook, Twitter und Instagram veröffentlichen und in den sozialen Netzen sehr aktiv sind, bedeutet das noch lange nicht, dass diejenigen, die ein umfassendes Bild des Athleten bekommen möchten, dieses auch mit wenigen Klicks erhalten. Stattdessen müssen sie sich durch Dutzende von Einträgen und Bilder durchkämpfen, insbesondere dann, wenn der Sportler keine Athleten-Fanpage pflegt, sondern alles in seinem persönlichen Profil veröffentlicht. Und die eigene Homepage? Etliche Profisportler scheinen zu vergessen, dass sich nicht nur viele Journalisten aus der Fach- und Tagespresse, sondern auch potenzielle Sponsoren anhand der veröffentlichten Einträge über den Athleten informieren. Viele Profis scheinen dabei zu vernachlässigen, dass der eigene Internetauftritt die ganz persönliche Visitenkarte ist, die – ähnlich wie bei einem Bewerbungsschreiben – aufgrund ihres Inhaltes und der Aktualität über Hopp oder Top entscheiden kann.

Faris Al-Sultan
Ich erinnere mich an ein Interview mit Faris Al-Sultan aus dem vergangenen Jahr, in dem der Hawaii-Sieger von 2005 selbstkritisch über seine Selbstvermarktung urteilt. „Mit der Erfahrung von heute würde ich die Wochen nach meinem Hawaii-Sieg definitiv anders gestalten. In einem solchen Moment gehen viele Türen auf. Leider habe ich diese Möglichkeit nicht richtig genutzt, vielleicht auch deshalb, weil ich auch nicht der Typ dafür war. Anstatt mithilfe der hohen Medienpräsenz in München ein großartiges Netzwerk aufzubauen, beschäftigte ich mich viel zu schnell wieder mit meinem Training“, erklärt er und ergänzt: „Ganz generell hätte ich mich auch mehr um kleinere Industriepartner kümmern müssen. Mit meinen großen Sponsoren bin ich immer super gefahren. Aber auch zehn kleine zusätzliche Sponsoren, die mir vielleicht jeweils 5.000 Euro im Jahr gezahlt hätten, bringen in der Summe über zehn Jahre richtig Geld ein. Stattdessen war ich immer auf den Sport fokussiert: Ich habe elf Monate im Jahr trainiert. Mein Tagesablauf bestand aus aufstehen, essen, trainieren, essen, Mittagsschlaf, trainieren, essen und schlafen. Jeder zusätzliche Termin hätte diesen Rhythmus gestört. Den Spagat zwischen Sponsorenbetreuung und Lobbyismus habe ich nicht optimal hinbekommen!“

Kleiner Aufwand, große Wirkung
Auch wenn der Vergleich auf den ersten Blick vielleicht konstruiert erscheinen mag ‒ aber der Pflegeaufwand, die eigene Homepage mit zwei Beiträgen pro Monat aktuell zu halten, zeugt nicht nur von einer hohen Professionalität, sondern auch von einer Wertschätzung gegenüber den eigenen Fans und Sponsoren. Und über interessante Themen aus den Bereichen Training, Wettkämpfe, Sponsorenverpflichtungen und soziales Engagement gibt es immer etwas zu berichten. Da gibt es keine Ausreden! Es muss ja nicht parallel ein regelmäßig erscheinender Newsletter verschickt werden. Was jedoch nicht passieren darf und tunlichst vermieden werden sollte: Unter Termine den Rennkalender von vor zwei Jahren beziehungsweise dem interessierten Leser bei den bisherigen Wettkämpfen eine mehr oder weniger lieblos zusammengestellte schlecht formatierte Liste zu präsentieren, die irgendwann im Jahr 2013 endet, obwohl der Athlet immer noch aktiv ist und nicht verletzt war. Auch wenn sich einige mit einem „Ich kann doch nicht formulieren“ herauszureden versuchen, so gibt es doch auf dem Markt der freien Journalisten sicherlich zahlreiche Kollegen, die diese Aufgabe für eine überschaubare Summe gerne übernehmen werden. Und das Geld ist gut angelegt, denn potenzielle Sponsoren überlegen es sich dreimal, ob sie einen Profitriathleten finanziell unterstützen sollen, der anscheinend nur mit dem Training und sich selbst beschäftigt, leider jedoch nicht in der Lage ist, sich im Internet professionell zu präsentieren. Wie soll er dann erst seinen Sponsor in der Öffentlichkeit glaubwürdig vertreten? Und Letzteres darf nicht bedeuten, auf Facebook zu posten, dass man am heutigen Schlechtwettertag mithilfe des GPS-Gerätes der Firma x, dank der warmen Bekleidung y und dem schnellen Zeitfahrrad z eine Abkürzung nach Hause gefahren ist, um dort mit dem Regenerationsshake in der Hand das heranziehende Unwetter zu betrachten.

Zu guter Letzt
Und all dieses gilt im übertragenden Sinne auch für Veranstalter, die in den Sommermonaten Juni, Juli und August in ihrer Region und bei den Sponsoren mit ausgebuchten Wettkämpfen und einem attraktiven Starterfeld punkten möchten und gerade in den Wintermonaten um die Gunst der zahlungskräftigen Kundschaft buhlen. Interessierte Triathleten, die erst nach dem dritten oder vierten Klick erfahren, an welchem Datum das Rennen über welche Distanzen stattfindet, werden frustriert auf eine andere Veranstaltungshomepage surfen. Der erste Eindruck vom teilweise veralteten Inhalt und wenig strukturierten Aufbau der Seite mag nicht zwingend auf ein organisatorisches Desaster am Wettkampftag hinweisen, aber in der schnelllebigen Welt des Internets gilt immer noch der Ausspruch „You never have a second chance“. Wie im wahren Leben heißt es: „Der erste Eindruck zählt!“ Da hilft auch nicht der Hinweis auf der Einstiegsseite, dass der Startschuss in genau 75 Tagen, 16 Stunden und 35 Minuten ertönt, ohne dabei das Datum zu erwähnen.

Text: Klaus Arendt