Run with the Flow: Ich bin einfach ich selbst

Munich2Seit seinem Sieg beim Wings for Life World Run in München ist der Ultraläufer Florian Neuschwander, der eine echte Type ist, in der Ausdauersport-Szene in aller munde. Wir haben nach seinem 1. Triathlon ein Interview mit ihm geführt.

 

Warum kamst du auf die Idee beim Triathlon im Kraichgau an den Start zu gehen und was reizt dich am Triathlon-Sport?
Nach meinem Sieg beim Wings for Life World Run in München wollte ich mir erst einmal eine kleine Auszeit nehmen. Ich bin dann einfach sehr wenig gelaufen und hatte Lust, mehr mit meinem neuen Bike zu fahren. Ein Arbeitskollege vom Frankfurter Laufshop hat mir dann erzählt, dass er im Kraichgau bei der Olympischen Distanz starten möchte. Das war zwei Wochen vor dem Wettkampf in Kraichgau. Meine Reaktion war: „Junge, das will ich auch machen!!“ So entstand die Idee. Einen Triathlon wollte ich immer schon machen. Laufen geht sowieso, Radfahren auch und schwimmen passt eigentlich auch, weil ich irgendwann zwei Jahre Bademeister war. Ertrinken tu ich nicht! 😉 Ich war zwar erst drei Mal im Freiwasser schwimmen, aber ich find das echt cool und interessant und sehr abwechslungsreich. Ich werde das Schwimmen und Radfahren jetzt definitiv in meinem Training beibehalten!

Fandest du es sehr schade, dass das Schwimmen aufgrund der Wetterbedingungen im Kraichgau gestrichen wurde?
Ich wäre sehr gerne geschwommen, obwohl ich sicherlich nicht der Schnellste bin. Aber immerhin kann ich 1,5 Kilometer mit erst fünf Schwimmeinheiten schon in 25:00 Minuten schwimmen. Ich fand es daher schade, ja, aber die Sicherheit der Teilnehmer geht vor. Der Bike & Run war auch ok. Und ich habe sogar meine AK direkt gewonnen. Das war ganz geil.

Bist du jetzt vom Triathlon-Virus infiziert und hast schon das nächste Tria-Event geplant, bei dem es für dich dann hoffentlich auch in die Fluten geht?
Infiziert würde ich nicht sagen. Aber es macht schon mega Spaß. Da im Kraichgau das Schwimmen ausgefallen ist, überlege ich gerade noch, wo ich meinen ersten richtigen Triathlon machen werde. Fest steht: definitiv dieses Jahr noch! Ich denke auch wieder an eine Olympische Distanz. Das reicht für den Anfang! 😉

Wer ist in Sachen Triathlon dein Vorbild und warum?
So ein richtiges Vorbild habe ich eigentlich nicht. Ich fand den Rookie-Sieg von Patrick Lange in Texas echt krass und wahnsinnig! Jan Frodeno ist ein Spitzensportler und ein echtes Tier. Ich hab früher sogar mit ihm zusammen im Olympiastützpunkt in Saarbrücken gewohnt. Damals war er auch schon eine Granate. Er hat weiter fleißig gearbeitet und jetzt ist er absolute Weltspitze. Sebastian Kienle find ich auch super. Ein sehr sympathischer Typ, wie ich finde und ein Knaller auf dem Rad. Ich weiß nicht, wie zur Hölle man so schnell auf dem Bike ballern kann!? 😉 Bisher schaffe ich gerade mal einen 33er Schnitt.

Was ist eigentlich das Geniale am Langstreckenlaufen?
Du kannst hinrennen, wohin du willst. Neue Gegenden und die Natur erkunden. Es gibt sehr viele super interessante Rennen weltweit. Vor allem Ultra Trails … da will ich noch bei so einigen Events ganz vorne mitmischen und das Laufen mit dem Reisen verbinden. Die Ultra Szene ist eh auch etwas spezieller und verrückter – das mag ich sehr.

Du bist derzeit in der Ausdauersportszene in aller munde und hast deine eigene freaky Marke kreiert. Wie schafft man das als Läufer/Sportler? Kannst du unseren Lesern ein paar Tipps geben, wie aus Florian, dem sehr guten Läufer, der Run-with-the-flow-Flo wurde, der unglaublich erfolgreich zu sein scheint.
Ja, keine Ahnung. Ich bin einfach ich selbst. Ich mache, worauf ich Bock habe und bleib mir immer treu. Das war so alles gar nicht geplant. Nach dem Wings for Life World Run 2015 sind meine Social Media-Kanäle – vor allem Facebook – deutlich grösser geworden und so ist auch die Aufmerksamkeit gestiegen. Aber ich mache das alles selbst. Manchmal werde ich gefragt, wer mein Manager ist oder wer mein Facebook- oder Instagram-Seiten pflegt oder meinen Online-Shop. Dahinter stecke nur ich. Meine zwei WG-Kumpels und ein, zwei andere Freunde unterstützen mich, aber alle Aktionen, die ich mache, fallen mir eher spontan ein und werden dann auch durchgezogen. Mir macht es Spaß, Läufer und Ausdauersportler wie z.B. Triathleten über meine Kanäle mit auf meine Reise zu nehmen und sie teilhaben zu lassen. Vor allem auf coole Trips, die ich mache. Ich zeige den Leuten gern die Welt, vor allem, weil vielleicht nicht jeder die Möglichkeit dazu hat. Der eine hat Flugangst, der andere kann es sich vielleicht nicht leisten etc. Cool wäre auch ein Projekt wie: Flow zeigt euch laufend die Welt!

Du warst schon zum Xterra-Trailrun auf Oahu. Wird man dich bald mal als Triathleten auf Hawaii sehen?
Stimmt, ich war auf Oahu. Auf dieser hawaiianischen Insel bin ich bei der Trailrun-WM Vierter auf einem echt krassen Kurs geworden. Direkt eine Woche später bin ich noch spontan beim Honolulu Marathon gestartet und kam dort von 30.000 Teilnehmern auf Rang 6 hinter fünf Kenianern ins Ziel. Ich find Hawaii schon sehr geil. Es wäre schon irgendwie sehr spannend, dort mal einen Triathlon zu machen. Wer weiß vielleicht probiere ich mich bald mal an einem Ironman. Die Pros sind natürlich weit außer Reichweite, aber in meiner AK ist mit einem guten Training sicher die Hawaii-Quali möglich, wenn ich mich speziell darauf vorbereiten würde. Aber erst mal will ich meine Laufziele erreichen. Und da gibt es noch so viele schöne Rennen, bei denen ich starten möchte.

Welche sportlichen Events stehen ganz allgemein noch auf deiner Bucketlist?
– Western States 100 (100 Meilen = 160 km in Kalifornien)
– Leadville 100 (100 Meilen in den Rocky Mountains)
– Comrades Marathon (grösster Ultralauf der Welt mit 20.000 Teilnehmern in Südafrika)
– Two Oceans Marathon (Südafrika)
– UTMB (Ultra Trail du Mont Blanc, aber erst nach den anderen Rennen!)
– den Wings for Life World Run weltweit gewinnen
– den deutscher Rekord über 100 km angreifen
– einen IRONMAN gut finishen!

Danke Flo für das Interview und weiterhin viel Spaß und Erfolg!

Interview: Meike Maurer
Fotos: privat