Das kleine Einmaleins zu Nahrungsergänzungsmitteln

VitamintablettenSind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll oder nicht? Pauschal kann man diese Frage nicht beantworten, aber Caroline Rauscher weiß, was man bei diesem Thema beachten sollte.

Eines gilt aber grundsätzlich immer: Nahrungsergänzungsmittel sollen die Basisernährung ERGÄNZEN und NICHT ersetzen. Man kann zwar Defizite bei richtiger Dosierung ausgleichen, eine Risikoabsicherung für alle Ernährungsfehler sind sie allerdings nicht. Deswegen gilt, die Basisernährung und eine eventuelle Sublimation von Nahrungsergänzungsmittel sollten immer aufeinander abgestimmt werden und Nahrungsmittelergänzungen sollten immer kritisch hintergragt werden.
Wie man das am besten macht, dafür soll dieser Artikel einige Tipps liefern.

Bevor man sich  als Sportler entschließt, ins Regal zu greifen, um sich mit einer Vielzahl von Nahrungsergänzungsmittel einzudecken, sollte man sich ein paar Fragen zu diesem Thema stellen:

  1. Wie kann ich meine tägliche Basisernährung optimieren, um meine sportlichen Ziele zu unterstützen?
  2. Welche Nahrungsergänzungsmittel sind tatsächlich sinnvoll während
    harter Trainings-/Wettkampfphasen?
  3. Gibt es Nahrungsergänzungsmittel, die tatsächlich eine angepriesene „Wunderwirkung“ bringen?

Caroline Rauscher empfiehlt folgende Vorgehensweise:
1. Die Basisernährung so perfekt wie möglich gestalten
Die Zufuhr von Proteinen, Kohlenhydraten und Fette sollte an die Belange und die verschiedenen Phasen des Trainings angepasst werden. Das ist das breite Fundament, auf dem die gesamt Ernährungskonzeption ruhen soll.

2. Bei der speziellen Sporternährung die Versorgung auf Training und Wettkampf anpassen
Im zweiten Schritt ist wichtig, über eine an das Training angepasste Versorgung (Sporternährung) während und nach der Belastung nachzudenken.

3. Nahrungsergänzungsmittel ergänzen immer nur die Basisernährung und ersetzten diese nicht
Erst im dritten Schritt kommen Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz: sie liefern das, was Schritt 1 und 2 nicht leisten können. Dieser Schritt ist gleichzeitig der schwierigste.

Wer sagt dem Athleten, was er tatsächlich braucht und warum?
Eine aktuelle Studie zeigt Folgendes auf: 
bis zu 90 Prozent der Athleten nehmen Nahrungsergänzungsmittel. 10-15 Prozent der angebotenen Nahrungsergänzungsmittel enthalten möglicherweise verbotene Substanzen. Die meisten Nahrungsergänzungsmittel sind NICHT evidenzbasiert, das bedeutet, ihre Wirkung ist nicht mit seriösen wissenschaftlichen Studien belegbar. Mittlerweile gibt es mehr als 50.000 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt. Gehen wir davon aus, dass die Zusammensetzung richtig ist, und auch keinerlei Verunreinigungen im Präparat nachzuweisen sind, so ist es in sehr vielen Fällen sehr fraglich, ob die versprochene Wirkung tatsächlich eintritt und ob diese durch seriösen wissenschaftlichen Studien belegt werden konnte. Mehr Infos zur Studie

4. Die richtige Dosierung beachten
Nur die richtige Menge eines Stoffes erzielt einen Effekt. Ein wichtiger Punkt, um zu beurteilen, ob ein angebotenes Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll ist oder nicht, ist dessen Wirkstoffgehalt. In Studien werden z.B. bestimmte positive Effekte einer Substanz auf ein Segment der Leistungsfähigkeit belegt. Um diesen Effekt zu erzielen, bedarf es einer ganz bestimmten Menge des verwendeten Stoffes. Oft ist diese Menge zum Beispiel auf das Körpergewicht des Athleten abgestimmt.
In der Realität sieht es leider häufig wie folgt aus: die verwendete Substanz ist zwar genau diejenige, deren positive Wirkung auf den Organismus belegt wurde, nur ist die verwendete Menge im Produkt zu niedrig, um auch nur annähernd diese positive Effekte erzielen zu können. Außerdem gibt es sehr viele Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt, deren Wirksamkeit überhaupt nicht belegt ist.

5. Frage der Aufnahmefähigkeit
Führt man eine definierte Menge eines Stoffes zu, dann heißt dies noch lange nicht, dass diese Menge auch in den Zellen ankommt. Damit ein Nahrungsergänzungsmittel auch wirken kann, ist eine Voraussetzung, dass es im Körper aufgenommen, also resorbiert wird. Das ist nicht bei allen Produkten, die auf dem Markt sind, der Fall.
Die Tatsache, dass es leider sehr viele überflüssige Produkte auf dem Markt gibt, führt dazu, dass Nahrungsergänzungsmittel im allgemeinem leider einen schlechten Ruf genießen. Alle Nahrungsergänzungsmittel allerdings pauschal über einen Kamm zu scheren und als schlecht und überflüssig zu bewerten, ist mit Sicherheit auch der falsche Weg.

6. Wann kann ein Nahrungsergänzungsmittel normalen Lebensmitteln überlegen sein?
Beispielsweise in Bereichen, in denen es auch darum geht bestimmte metabolische Zeitfenster (windows of opportunity) optimal zu nutzen, kann ein entsprechendes Nahrungsergänzungsmittel, das richtig dosiert, zusammengesetzt und  angewendet wird,  einem normalen Lebensmittel überlegen ein. Warum? Gerade wenn beispielsweise in der Regenerationsphase zwischen zwei Einheiten der Faktor „Zeit“ für die metabolischen Abläufe im Körper entscheidend ist, dann dauert die Verdauungsarbeit zu lange, um dem Körper die nötigen Baustoffe im erforderlichen Zeitfenster zur Verfügung zu stellen.
Ein weiterer Grund, der für den Einsatz von Nahrungsergänzungsmittel spricht, ist der Ausgleich von Defiziten, die sich oft zwangsläufig aufrund der Basisernährung, von Krankheiten oder einer ungünstigengeographische Lage (z. B. Vitamin D) ergeben.

Mögliche Vorgehensweise:
• Man sollte eine Optimierung und Anpassung der Basisernährung als Hauptfundament betrachten.
• Man sollte ein Verständnis dafür entwickeln, dass die angepasste, individualisierte Ernährung und Versorgung mit bestimmten Mikro- (Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen etc.) -und Makronährstoffen (Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette) die Fähigkeit haben, Trainingsergebnis zu verbessern. Durch die Wechselwirkung von Trainings- und Nahrungsreizen kann es zu einer sinnvollen verbesserten Anpassungen in Muskulatur und Geweben kommen. Dadurch werden harte Trainingsstunden in maximale Leistungssteigerung umgesetzt.
• Man sollte Nahrungsergänzungsmittel immer kritische im Hinblick auf mögliche Einsatzbereich, Gehalt und Wirksamkeit beurteilen.
• Individuelle Laborwerte sind oft wichtige Parameter, um mögliche Defizite zu erkennen.

Ein weiterer interessanter Artikel zum Thema Nahrungsergänzungsmittel.

Caroline Rauscher ist studierte Pharmazeutin mit Weiterbildung im Bereich Ernährung. Sie besitzt fundierte Kenntnisse im Bereich der Leistungsphysiologie. Ihre Kontakte zu weltweit führenden Forschern nutzt sie u.a. für eine optimale und individuelle Konzeption von Sportgetränken, für die Herstellung von Mikronährstoffen je nach Bedarf eines Sportlers sowie für die Ernährungsberatung von Profis und Amateuren. Sie betreut international erfolgreiche Winter- und Sommersportler. Darunter bekannte Namen wie Julia Gajer, Yvonne van Vlerken, Andi Böcherer, Daniela Sämmler, Eva Wutti, Stefan Schmid und Paratriathlon-Weltmeister Thomas Frühwirth. Mehr Infos

Foto: fotolia.com