Was macht eigentlich
Christian Prochnow?

Christian Prochnow – auch genannte Paule – begann 1997 seine Triathlonkarriere. Er war lange Mitglied des deutschen Triathlon-Nationalkaders und erkämpfte sich in Peking 2008 bei den Olympischen Spielen den 15. Rang.  2013 beendete der heute 32-Jährige seine Profisportlaufbahn und widmet sich seitdem u.a. mit viel Herzblut seiner neuen Aufgabe als Trainer. 

Paule, wie geht`s dir und was machst du seit deinem Rücktritt vom Leistungssport? Startest du noch bei dem einen oder anderen Rennen „just for fun“ oder bist du „nur“ noch Coach?
Der Einstieg in das „andere Leben“ ist mittlerweile anderthalb Jahre her. Seit dem besteht der Triathlon für mich aus drei neuen Disziplinen. Das sind im einzelnen mein Job als Trainer im Paralympischen Schwimmsport in Potsdam, meine Selbstständigkeit als Coach im Bereich des Triathlon- und Fitnessports und meinem Studium im Bereich Gesundheitsmanagement. Da bleibt wenig Platz für Wettkämpfe, geschweige der regelmäßigen sportlichen Betätigung. Der Genuss an der Bewegung ist um so größer, wenn ich als Coach wie Anfang März auf Mallorca die Radtouren begleite oder einmal ein Tempolaufprogramm mitgestalte.

Hast du dir neben dem Profisport schon dein zweite Standbein als Coach aufgebaut. Wenn ja, wie? Und hast du konkrete Vorstellungen, was du als Trainer noch erreichen möchtest?
Ich wurde damals eine Woche vor meinem letzten Wettkampf von meiner jetzigen Cheftrainerin gefragt, ob ich nicht eine Funktion als Schwimmtrainer im Behindertensport bekleiden möchte. Nach einer Probephase waren die Trainerin und Sportler sich einig. Ich betrachte das immer noch als Geschenk. Der Umstieg gelang so relativ schnell. Die Arbeit im Bereich des Behindertensports ist unheimlich vielseitig, sie macht mir sehr viel Spaß und ich merke, dass man eine Menge bewegen kann. Ganz anders, aber ebenso spannend, ist z.B. meine Tätigkeit als Coach beim DTU Mallorcacamps, in der auch zwei Sportler aus meiner Potsdamer Trainingsgruppe vor Ort waren.
Die Ausbildung als Trainer hatte ich Jahre zuvor im Lizenzwesen der Deutschen Triathlon Union begonnen und zuletzt im Frühjahr 2012 mit dem Diplom Trainer der Trainerakademie des DOSB in Köln abgeschlossen.
Das Ziel als Trainer im Paralympischen Leistungssport lautet natürlich, die Sportler  – unter Berücksichtigung ihrer individuellen Einschränkungen – erfolgreich in den Hochleistungsbereich zu führen. Hingegen verstehe ich mich im Triathloncoaching eher als Helfer und Begleiter, der den Sportlern Wege und Möglichkeiten aufzeigt, wie sie ihr Training gestalten können, um ihre realistischen Ziele auf einer gesunden Basis erreichen zu können.

Was ist der größte Unterschied, wenn man sich selbst trainiert oder andere? Bzw. was ist der Unterschied bei der Trainingsplanung eines Profis und eines Hobby-Athleten?
Grundsätzlich liegt der wesentliche Unterschied in der Verantwortung. Als Profisportler liegt diese bei einem selbst. Du reagierst, wenn du merkst, dass es heute so gar nicht läuft oder machst an passenden Tagen ein wenig mehr, um dich noch präziser auf die Wettkämpfe vorzubereiten. Dabei konzentriert sich der Profi ausschließlich auf das sportliche Training, solange es sein Umfeld und die Perspektive hergibt. Das Training kann viel detaillierter, individueller und komplexer geplant bzw. umgesetzt werden, da genügend Zeit für die Beanspruchung und Regeneration gegeben ist.
Im Altersklassenbereich haben die meisten Aktiven berufliche bzw. familiäre Verpflichtungen, auf die man Rücksicht nehmen muss. Die Freiräume sind sorgfältig zu planen. Daher steht nicht selten die gemeinsame realistische Zielsetzung im Vordergrund. Das Training ist für viele Breitensportler sehr wichtig. Aber auch das Thema Gesundheit spielt dabei eine große Rolle. Ich freue mich im Breitensport auf glückliche Gesichter, die sich zum einen mit ihrer Physis 1000 Mal mehr beschäftigen als Nicht-Sportler und zum anderen mit relativ einfachen Tipps und Tricks ihr Ziele erreichen. Wichtig dabei ist eine sehr individuelle Planung und natürlich, dass die „Chemie“ zwischen Coach und Sportler stimmt.

Was macht dir am Coachen besonders viel Spaß?
Der Umgang mit Menschen und das Lächeln der Sportler, wenn die Anstrengung vorüber ist oder die heiß ersehnte Medaille um den Hals hängt.

Hast du als Coach einen Mentor oder setzt du auf die Strategie learning by doing?
Ich würde sagen, dass mich gleich mehrere Trainer geprägt haben und es hoffentlich in Zukunft auch weiter tun werden. Das Prinzip learning by doing bleibt gerade in meinem derzeitigen Einsatzgebiet im Paralympischen Schwimmsport ein wichtiger Grundsatz.

 

Interview: Meike Maurer