Peter Sauerland: Meine Ansprache im Wettkampf ist sehr unterschiedlich!

Seit mehr als 20 Jahren bietet Peter Sauerland Triathlon-Trainingslager und Reisen an. Bei den Ironman-Veranstaltungen in Südafrika, Mallorca und Hawaii ist „El Patron“ seit einer „gefühlten Ewigkeit“ eine feste Größe. Aber auch in Sachen Training ist Peter Sauerland kein Unbekannter. Nicole Leder, Alex Taubert und Clemens Coenen vertrauten Peter Sauerland bereits ihre Trainingsplanung an. In Kona liegt sein besonderes Augenmerk auf seinem Schützling Boris Stein.

Peter, wie stehst Du bis zu Deiner Ankunft in Kona in Kontakt mit Boris?
Bis zum 02.10. – Boris befand sich ja noch in Florida im Trainingslager – via E-Mail und Skype. Dort konnte er sich aufgrund der ähnlich vorherrschenden klimatischen Bedingungen ideal auf die Verhältnisse hier auf Big Island vorbereiten.

Welche Schlüsse habt Ihr aus den letzten Rennen gewonnen? Boris konnte das Rennen in Mt. Tremblant nicht beenden, auf seiner Homepage schreibt er sogar von Selbstzweifeln … 
Nicht jeder ist in der Lage, drei schwere Wettkämpfe in drei Wochen zu bestreiten. Boris braucht längere Pause, er achtet auf die Signale seines Körpers und strapaziert ihn nicht unnötig, schließlich ist der Mensch keine Maschine. Die Gesundheit hat immer Vorrang. Seine beiden Siege in der Schweiz in Rapperswil-Jona und Zürich haben viel Kraft gekostet, nicht nur muskulär, sondern auch psychisch.

Wie sehen die letzten Tage vor dem Rennen aus?
Grundsätzlich pflegen wir keine besonderen Rituale. Wir führen unser um einige kleinere Modifikationen angereichertes Prerace-Standardprogramm durch: eine gute Mischung aus kurzen Intensitäten und viel Entspannung. So kommt bei beiden Seiten auch keine Langeweile auf. Hilfreich ist auch, dass der Vater von Boris mit vor Ort ist. Die beiden sind ein eingespieltes Team und das hilft ihm sicherlich.

Mit welcher Rennstrategie bestreitet Ihr das Rennen? Konzentrierst Du Dich ganz auf Boris oder reagierst Du auch auf den Rennverlauf der Mitstreiter?
Vor dem Wettkampf besprechen wir immer eine grobe Strategie, reagieren aber schlussendlich immer auf den aktuellen Rennverlauf. Glücklicherweise kann Boris mit diesen „moving targets“ sehr gut umgehen. Nach seinem Sieg beim Ironman 70.3 Rapperswil-Jona stellte er fest „das war ja einfach“, unmittelbar davor hatte er noch Angst (lacht).

Du kennst Boris wie kaum ein anderer. An welchen Gesten, Körperspannung, Aussagen erkennst Du, was er im Rennverlauf an Ansprache benötigt?
Beim Wettkampf spielt der Ton seiner Antwort eine große Rolle. Und dann weiss ich auch, welche Art von Ansprache – die sehr unterschiedlich ausfallen kann – er dann braucht.

Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Herren? Wie schätzt Du die realistischen Chancen von Boris ein? Und wie könnte aus Deiner Sicht das Podium bei den Herren und Damen aussehen?
In den vergangenen Jahren hat mein persönlicher Favorit nie gewonnen. Und aus diesem Grund werde ich die Frage auch diesmal nicht beantworten. Als Trainer möchte ich natürlich, dass mein Athlet die beste Platzierung erreicht, aber Boris ist noch jung und hat noch viel Zeit. Es ist wichtig, das Rennen zu finishen, die Insel lieben und verstehen zu lernen. Vor einem Jahr habe ich zu Boris gesagt, dass ich an seinem Erfolg glaube, wenn er so bleibt, wie er ist. Jetzt stehen die nächsten Schritte in seiner Entwicklung als Profi an, er kann aber am kommenden Samstag noch nicht als Erster die Ziellinie in Kona überlaufen.

Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten, und wie wird der Saison Abschluss gefeiert?
Ein paar ruhige und entspannte Tage mit meiner Frau Regina. Die Saison war für viele unserer Athleten erfolgreich. Ich hoffe, dass wir auch einen guten Abschluss bei LuLu’s oder in Deutschland auf der Triathlonnight feiern werden.

10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
Was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?

Ali’i Drive: Laufsteg für Triathleten, was aber auch den Wettkampf in Kona ausmacht!
Palani Road: Zweimal Schmerz, aber auch Freude, dass man es hoffentlich geschafft hat!
Energy Lab: Der Mythos schlechthin, trotz allem möchte ich, dass die Athleten im Vorfeld einmal rein- und rauslaufen! Jeder sollte es kennenlernen, obwohl die dortigen Entscheidungen aus den 90iger-Jahren seltener werden!
Mumuku: Entscheidet oft von Sieg und Niederlage!
Underpants Run: Lustig.
Mauna Kea: Der weise Berg, grösster Berg der Welt vom Fuss bis zur Spitze.
Kona Coffee: Für mich der beste.
Island Lava Java: Typisch Triathlon.
ABC-Store: Da schaut gerne meine Frau mal rein.
LuLu’s: Bester Platz, wenn meine Athleten etwas zu feiern haben.

Fotos: Armin Schirmaier