Biestmilch:
ein Netz biologisch aktiver Moleküle

Möchte man Biestmilch also umfas-send begreifen, muss man sie als eine Substanz akzeptieren, die durch ihren Reichtum an unterschiedlichen bioak-tiven Molekülen mit den entsprechen-den Sensoren/Rezeptoren auf der Oberfläche der verschiedensten Zellen kommunizieren kann. Dabei ist der positive Effekt von Biestmilch auf das Immunsystem nur ein Aspekt.

Biest- milch stabilisiert alle Schleimhautoberflächen, die wiederum unsere Kommunikation mit unserer Umwelt ermöglichen, filtern und fördern, je nach Bedarf in Abhängigkeit vom Kontext. Biestmilch unterstützt die Regeneration aller schnell replizierenden Gewebe. Sie gehört zum Immunsystem ebenso wie sie zum Nervensystem und Endokrinium. Man versteht sie nur dann, wenn man den Organismus als ein Regulationssystem begreift, das in jedem Augenblick unseres Lebens daran arbeitet, das Gleichgewicht (Homöostase) des Organismus zu erhalten. Im Gleichgewicht zu sein bedeutet sich wohl zu fühlen. Biestmilch erhöht die Sensiblität für den eigenen Körper und hilft uns unsere Physiologie besser zu verstehen.

Die Qualität von Biestmilch als Lebensmittel oder der Versuch einer Klarstellung
Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten ist Biestmilch heute als ein Lebensmittel definiert und nicht mehr als Milch. Sie muss dementsprechend nach den für Lebensmittel geltenden Richtlinien hergestellt und deklariert werden, die jeweils von den Gesundheitsbehörden der Länder vorgegeben werden. In Europa besteht ein harmonisierter Kodex von Regeln und Standards. Die angewendeten Qualitätskriterien unterscheiden sich in den Industrieländern der westlichen Welt nicht mehr wesentlich. Der Globus ist geschrumpft, auch wenn es um Vorsichtsmaßnahmen zur Qualitätssicherung geht.

Wir finden zwei Diskurse vor, die sich unglücklicherweise vermischen, wenn es um die Beurteilung der Qualität von Biestmilch geht. Der eine ist ein Qualitätsdiskurs, der sich auf die Sicherheit des Produktes bezieht. Für Lebensmittel gelten generell bestimmte Hygienebestimmungen, die Biestmilch erfüllen muss. Hygiene hat jedoch nichts mit der zweiten Anforderung an das Produkt zu tun, die die Wirksamkeit betrifft. Alle Gütesiegel, die man im Markt vorfindet und von unterschiedlichen Instituten und Institutionen überall auf dem Globus vergeben werden, beziehen sich auf das Problem der Hygiene und die Gefahr der Kontamination und sind als eine Art Beweis zu sehen, dass eine Produkt sauber und sicher ist.

Der andere Aspekt des Diskurses betrifft die Wirksamkeit. Speziell für Lebensmittel ist der Wirknachweis nach dem klassischen Studiendesign von randomisiert, doppelblind, Placebo-kontrolliert schwer zu erbringen. Hier trifft zu, was ich bereits erwähnt hatte, dass sich die Komplexität eines jeden Lebensmittel unserer wissenschaftlichen Methodik in der Regel entzieht. Wenn die Sicherheit eines Lebensmittels gewährleistet ist, muss dies nicht notwendigerweise ein Problem darstellen, da es letztlich der Verantwortlichkeit des Individuums überlassen bleiben soll, herauszufinden, was ihm am besten bekommt. Aber was ich ganz persönlich für porblematisch erachte, ist vorzutäuschen, dass Qualität im Sinne von Produktsicherheit gleichzusetzen ist mit seiner Wirksamkeit.

Bei Biestmilch wird der Wirksamkeitsdiskurs gegenwärtig von den Immunglobulinen dominiert. Das ist wahrscheinlich deshalb der Fall, weil die Immunglobuline – auch als Antikörper bezeichnet – unter all den vielen Immunmolekülen bis heute zu den der breiten Öffentlichkeit vertrautesten gehören. Aber darüber mehr später.

Biestmilch, ein sicheres Lebensmittel
Zunächst möchte ich beschreiben und herausarbeiten, warum Biestmilch ein sicheres Lebensmittel ist. Im Falle neuer Produkte ist es oft schwierig zwischen Qualität und Wirksamkeit zu unterscheiden und damit die Qualität umfassend zu beurteilen. Die folgenden Zeilen sollen dazu beitragen, Ihnen den Entscheidungsprozess zu erleichtern.

Es gibt inzwischen wieder Biestmilch von Kühen aus Deutschland und Österreich auf dem Markt. Da jedoch Rohcolostrum in Europa nur begrenzt verfügbar ist, und die Mengen es nicht erlauben, über Labormassstab hinaus zu produzieren, ist die zweite Quelle für Rohcolostrum vor allem Neuseeland. Neuseeland ist bekannt dafür, eine Insel von Rindern und Schafen zu sein. Es besitzt bei der Sammlung und Verarbeitung von Biestmilch eine Tradition von mehr als 40 Jahren. Die Art und Weise wie Kühe in Neuseeland gehalten werden sowie die Mengen an Biestmilch, die dadurch anfallen, erlauben eine Produktion im Massstab und nach dem Standard von Milchprodukten.

Die Kuh ist die Quelle – unser Kapital seit vielen tausend Jahren
Die Kuh als die Urquelle für eine Biestmilch von Qualität muss gesund und ihr natürliches Umfeld bewahrt sein. Kühe sind sehr sensible Tiere. Sobald die Weiden nicht mehr reichhaltig genug an Gras und Kräutern sind, nimmt die Qualität und die gegebene Menge an Biestmilch und Milch ab, ihr Gehalt an Nährstoffen wird ebenso weniger. Das selbe geschieht, wenn sich die Wetterbedingungen ändern, es entweder zu kalt oder zu heiss ist, oder aber ein Tier erkrankt. Jede Kuh erfordert täglich die spezielle Aufmerksamkeit des Bauern. Nur so kann die Qualität von Biestmilch garantiert werden.

Der erste Melkung wird immer für das Kalb aufbewahrt. Doch die Milchkuh produziert einen Überschuss an Biestmilch. Anstatt den Rest zu entsorgen – wie es in vielen Teilen Europas immer noch üblich ist – wird sie für die weitere Verarbeitung gesammelt. Der erste Schluck Biestmilch verknüpft den Nachwuchs mit der Außenwelt, nährt ihn, bringt alle Organsysteme in Schwung und stattet das Junge mit der Immunität aus, die es braucht, bis sein eigenes effizient aktiv ist. Ihr Gehalt an Fett und anderen Nährstoffen ist hoch, sie enthält Zellen ebenso wie eine mikrobielle Flora, Hormone und tausende von Kommunikationsmolekülen.

Alle Artikel zum Biestmilch-Spezial

Biestmilch: Lebenselixier oder einzigartige Substanz?
Ein Netz biologisch aktiver Moleküle
Die Wirksamkeitsdebatte
Nähren und Heilen mit Biestmilch
Hintergrundwissen Biestmilch: Herstellungsmethoden

Text | Foto/Animation: Dr. Susann Kräftner
Literaturverzeichnis