Rolling Start: Wollen wir das?

Seit über 30 Jahren betreibe ich jetzt den wunderbaren Sport Triathlon. Von Anfang an war der Schwimmstart – egal ob als Land- oder Wasserstart – eines der Highlights unseres Sports, sowohl für uns als Teilnehmer als auch für die Zuschauer und die Medien.

Klar, es gab immer etwas mehr oder weniger Gerangel, aber das gehörte dazu, auch der unvermeidbare Körperkontakt, „Knautschen“, wie es der Freiwasserschwimmer Thomas Lurz so treffend bezeichnete. Seit einiger Zeit gibt es fast kein Rennen mehr ohne den sogenannten Rolling Schwimmstart. Die Teilnehmer können im Prinzip ins Wasser, wann sie wollen beziehungsweise sich entsprechend ihrer erwarteten Schwimmzeit einordnen.

Was ist der Vorteil ? Sorry, ich kenne keinen. Das Gerangel, schon in den Startboxen an Land, ist fast unerträglich. Und nach dem Start geht es weiter, das „Hauen und Stechen“ ist eher größer als bei einem Massenstart. Und das anschließende Windschattenproblem beim Radfahren wird auch nicht besser. Während des ganzen Rennens sind die AK-Gegner gar nicht zu sehen, und wenn, dann weiß man nicht, ob man vor oder hinter dem Gegner liegt, weil der ja zu einem anderen Zeitpunkt ins Wasser gegangen ist. Irgendwelche Zweikämpfe sind also völlig nutzlos. Auch die Zuschauer oder Betreuer wissen es nicht, die sehen nur einen Haufen Triathleten beim Schwimmen, Radfahren und Laufen. Besonders beim Laufen ist dann die Verwirrung besonders groß. Dann der Zieleinlauf: Du läufst vielleicht als 1. oder x. Platzierter Deiner Altersklasse ins Ziel, kannst aber das Gefühl nicht auskosten, weil Du ja nicht weißt, wo Du wirklich liegst ! Auch der Sprecher oder Moderator weiß es nicht, Du wirst im Ziel noch nicht mal richtig angekündigt. Erst Stunden später steht dann die finale Platzierung fest, aber da ist der Wettkampf schon lange vorbei. Macht das wirklich alles Sinn? Für mich nicht.

Ich kenne das sogenannte Sicherheitsargument, das vor allem die etwas ängstlicheren Schwimmer und Schwimmerinnen betrifft. Aber können die nicht auf vielleicht höchstens 1-2 Minuten ihrer Gesamtzeit verzichten und sich ganz hinten beim Start einreihen? Da lässt es sich auch sehr entspannt schwimmen. Wenn es auf Slots bei Quali-Rennen oder auf Podiumsplätze bei Meisterschaften ankommt, führt der Rolling Schwimmstart zur absoluten Wettbewerbsverzerrung. Der Triathlon wird zum Massen-Event ohne Wettkampfcharakter ! Wollen wir das ? ICH NICHT!

Text: Kalli Nottrodt
Foto: Klaus Arendt