Nils Frommhold: Philipp hat mir gezeigt, neu Triathlon zu denken

Nils Frommhold gratuliert Jan Frodeno zu seinem Challenge Roth-Sieg 2016. Armin SchirmaierAm Sonntag startet Nils Frommhold das vierte Mal bei der Challenge Roth. Drei Mal stand der 30-Jährige schon auf dem Podium. 2015 konnte er das Rennen gewinnen. Die Chancen auf den Sieg stehen auch 2017 günstig.

 

Nils, nach einer etwas durchwachsenen Saison 2016 und überstandenem Ermüdungsbruch bist Du dieses Jahr mit drei Podiumsplatzierungen in Südafrika, St. Pölten und Elsinore durchgestartet. Welche Veränderungen hast Du in der Saisonpause vorgenommen und welchen Anteil hat bereits Dein neuer Trainer Philipp Seipp an deinen Erfolgen?
Mein Saisonstart war in der Tat super und gerade mein zweiter Rang beim Ironman Südafrika hat mir gezeigt, dass ich einen Schritt nach vorne gemacht habe. Die Laufleistung war eine ganz ecke besser, als die Vorjahre. Natürlich sind die Ergebnisse bereits ein erstes Resultat aus dem letzten halben Jahr unter meinem neuen Coach Philipp Seipp. Klar ist aber auch, dass ich mich immer noch davon „ernähre“, was ich in den letzten Jahren mit meinem bisherigen Trainer Wolfram Bott auf die Beine gestellt habe. Vermutlich profitiere ich gerade von beiden Trainingsansätzen. Philipp hat mir eine neue Seite gezeigt, Triathlon zu denken. Mein Trainingsalltag hat sich komplett geändert. Ich trainiere nun viele kurze und harte Sachen. Ich denke, das war der nächste Schritt, um leistungstechnisch weiterzukommen. Ich glaube schon, das mir der Trainerwechsel gutgetan hat.

Nach der Heirat Deiner langjährigen Freundin Sarah Fladung bist Du im November stolzer Papa der kleinen Louisa geworden. Wie sehr stellt Louisa Deinen Trainingsalltag auf den Kopf?
Genau, ich bin seit sieben Monaten Papa. Meinen Trainingsalltag stellt die Kleine nicht auf den Kopf – eher meinen normalen Alltag. Es ist schön zu dritt. Die neue Situation ist für mich eher Motivation als Ablenkung. Das heißt, seit November hat sich bei mir vieles im positiven Sinne verändert und Sarah hält mir weiterhin den Rücken frei.

Mit der bereits sicheren Hawaii-Qualifikation im Rücken, visierst Du am 09. Juli den Titel beim prestigeträchtigen Challenge Roth an. Welche Erinnerungen hast Du an Deinen Sieg von vor zwei Jahren?
Zu gewinnen, ist immer ein Ziel und ein Traum. Ich denke, dass ich am Wochenende vorne mitmischen kann, aber natürlich darf man die Konkurrenz mit Timo Bracht, Terenzo Bozzone, Bart Aernouts oder auch Maurice Clavel nie unterschätzen. Es ist für Spannung gesorgt. Ich muss auf mich achten und schauen, dass ich meine Karten zur richtigen Zeit spiele. Und bezüglich Hawaii ist es nicht mein Ziel, nur die Quali zu haben, sondern auf Big Island gut abzuschneiden – diese Aufgabe liegt noch vor mir, daher ist der Druck immer noch hoch. Der erste Schritt ist gemacht, den Rest sehen wir im Oktober.

2016 stand der Challenge Roth ganz im Zeichen der Weltbestzeit von Jan Frodeno. 2017 richten sich alle Augen auf den angekündigten Angriff von Daniela Ryf auf die Weltbestzeit. Wird es dadurch für Dich einfacher, sich auf das Rennen zu fokussieren, wenn sich die Medien und Fans in erster Linie für das Damenrennen interessieren?
Ich bin kein großer Fan von Weltbestzeiten und die Jagd auf diese, da die Zeiten sehr von den Strecken abhängig sind. Am Ende weiß man auch nicht unbedingt, wie man die Zeit einzuschätzen hat. Ich finde, dass dieses Jahr der Fokus nicht so sehr auf Daniel Ryf liegt. Letztes Jahr bei Jan Frodeno war das meiner Meinung nach stärker. Daher finde ich auch nicht, dass sich alles auf das Damenrennen fokussiert, da viele Fans und Zuschauer auch ein spannendes Männerrennen erwarten.

Bedeuten Jan Frodenos 7:35:39 Stunden aus dem Vorjahr Motivation, so nah wie möglich an dieses Ergebnis heranzukommen?
Die Zeit von Jan ist natürlich klasse. Derzeit bin ich noch nicht soweit, um diese Zeit zu attackieren, aber ich denke, dass meine Zeit noch kommen wird, in der ich in solche Sphären vorstoßen kann. Meine Motivation ist allerdings grundsätzlich einen andere, ich möchte mich gegen Gegner durchsetzen und Rennen gewinnen, das ist mir wichtiger als meine persönlichen Bestzeiten zu toppen und andere Zeiten anzugreifen.  Für einen Sieg muss man in Roth extrem schnell sein. Alles andere ergibt sich.

Welche weiteren Wettkämpfe hast Du mit Blick auf die WM auf Hawaii noch geplant?
Nach Roth werde ich vier Wochen ins Höhentrainingslager nach St. Moritz fahren und direkt im Anschluss beim Ironman-70.3-Rennen in Zell am See Ende August starten. Mehr steht noch nicht fest. Sicher ist nur, dass ich meine Vorbereitung für Hawaii in Deutschland machen und relativ zeitnah nach Kona reisen möchte.

Danke für Interview, Nils und viel Erfolg am Wochenende in Roth.

 

Nils Frommhold beim Ironman Suedafrika_c_Ingo Kutsche06

 

Foto: Armin Schirmaier und Ingo Kutsche